Donnerstag, 22. Oktober 2020

Zwei oder drei Dinge, die ich dir nicht erzählt habe /Rezension

 !Triggerwarnung: 
Selbstverletzung, Suizid

Titel: Zwei oder drei Dinge, die ich dir nicht erzählt habe
Autorin: Joyce Carol Oates
Verlag: dtv
Genre: Jugendbuch


Inhalt: 

Für Merissa, Tink und Nadja ist das letzte Schuljahr angebrochen. Irgendwie schlagen sie sich durch, die eine erfolgreicher als die andere. Aber alle drei Mädchen haben mit sich selber und den Erwartungen an sie zu kämpfen. Sind sie dafür stark genug?

Die Antwort ist jein. Merissa verletzt sich immer mehr selber, Tink nimmt sich das Leben und Nadja verliebts sich aussichtslos. Damit erzählt das Buch, wie die jungen Frauen mit ihren jeweiligen Situationen umgehen.


Meine Meinung:

Ich musste mich erstmal sammeln, um meine Gedanken zu diesem Buch wirklich zusammen fassen zu können.

Einen ganz fetten Minuspunkt gibt für mich schon mal

die Tatsache, dass es absolut keine Triggerwarnungen auf dem Buch oder zu Beginn des Buches gibt. Wenn man nur den Klappentext kennt wird man sehr unvorbereitet in eine Geschichte geworfen, bei der vor allem in der ersten Hälfte sehr viel selbstverletzendes Verhalten und insgesamt auch oft das Thema Selbstmord vorkommt. Ich zumindest konnte darauf anhand der Beschreibung und der Frage „Ist es nur eine Frage der Zeit, bis das dünne Seil reißt, auf dem sie gehen?“, die man auf der Buchrückseite findet, nicht schließen. Gerade bei einem Jugendbuch, sollte es da meiner Meinung nach einen Hinweis geben. Auch wenn ich persönlich nicht mit diesen Themen zu ringen habe, belastet es mich doch, vor allem von Selbstverletzung, und vor allem wenn sie so detailliert beschrieben ist wie hier, zu lesen.

Die Charaktere um die es hauptsächlich geht sind Merissa, Tink und Nadja. Von Tink bekommt man allgemein recht wenig persönlich mit, da sie verstorben ist. Merissas Teil ist der Beginn des Buches. Das vermeintlich „perfekte vorzeige Mädchen“, steht unter starkem Druck. Dieser Druck war für mich sehr verständlich und nachvollziehbar. Ihre Art damit umzugehen sehr radikal, aber authentisch. Vor allem in ihrem Abschnitt des Buches kam es mir aber so vor als wären manche Passagen wahllos aneinander gereiht und unzusammenhängend. Der dritte Teil des Buches beschäftigt sich mit Nadja. Nadja hat vor allem mit ihrem Körper und Mobbing zu kämpfen. Sie ist eher das hübsche, schüchterne Mädchen von neben an, die sich dann dummerweise in einen Lehrer verliebt. Auch das soweit alles nachvollziehbar. Was ich nicht verstehe ist, dass (bis auf besagten Lehrer), irgendwie alle Erwachsen einen an der Birne haben. Es werden mehrmals Kinder geschlagen und auf die Kinder eingegangen wird, von Seiten der Eltern, auch nicht. Vor allem die Väter der drei jungen Freuen sind entweder nicht existent oder kümmern sich nicht richtig um ihre Töchter. Allgemein vermittelt das Buch ein sehr negatives Bild von reichen Eltern, welches ich nicht als völlig absurd abtun möchte, aber welches sich sicherlich nicht so verallgemeinern lässt. 

Das Buch hat seine Stärken, das Talent der Autorin authentisch junge Stimmen wiederzugeben, ihre Idee auf wenig Raum viele Gefühle zu erzählen. Aber leider gehen diese Stärken oft in einer undurchsichtigen Erzählstruktur und verwirrenden Abfolge von zeitlichen Ereignissen unter. 

Ich hatte mir hier deutlich mehr erhofft.

3/5 🧡

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