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Montag, 4. November 2024

Pride began on Christopher Street [Rezension]

"Pride began on Christopher Street" von Andreas Suchanek und Christian Handel ist ein historisch queerer Liebesroman, der die historischen Ereignisse rund um den Christopher Street Day beleuchtet. Besonders gut fand ich das Konzept, Geschichte durch Belletristik zugänglich zu machen und Leser*innen in das Leben und die Herausforderungen dieser Zeit eintauchen zu lassen. Das Buch ist Teil der Reihe Schicksalsmomente der Geschichte aus dem Piper Verlag, in der sich Romane zu verschiedenen historischen Ereignissen finden lassen. Suchanek und Handel durften für diese Reihe die Geschichte um die Stonewall Riots erzählen. Die beiden Autoren, die selbst schwul sind, schaffen es mit der Geschichte, auf authentische Weise über schwule Geschichte zu schreiben und diese mit einer fiktionalen Handlung zu verbinden. Ein Konzept, mit dem sich sicher ein breites Publikum erreichen lässt.


Die Story verbindet also reale historische Ereignisse und Figuren um das Stonewall Inn mit erfundenen Charakteren. Die funktionale Geschichte erzählt von Fynn und Jake. Ein junger Schwuler, der mit seinen Freund*innen immer wieder das Stonewall Inn besucht und ein heimlich schwuler Polizist, der versucht ein neutrales, bürgerliches Leben zu führen. Als sie bei einer Razzia im Stonewall Inn aufeinander treffen, ändert sich für beide so einiges. Die Erzählung gewinnt durch diese komplizierte Liebes- und Lebensgeschichte nicht nur eine lebendige Tiefe, sondern verleiht ihr auch eine emotionale Stärke. 


Ein Punkt, der mir gleichzeitig an dem Buch gefallen hat, für mich aber am Ende nicht ganz aufging ist, dass die Autoren bewusst eine positive Geschichte erzählen wollten und damit einen Gegensatz zu den vielen tragischen queeren Liebesgeschichten setzen. Sie greifen die Homofeindlichkeit der damaligen Zeit zwar sehr gut auf, aber das immer ohne die Hoffnung und den Mut ihrer Figuren aus den Augen zu verlieren, und gönnen ihnen ein Happy End. Allerdings wirkt das Ende durch diesen „wollend positiven Ton“ teilweise etwas überstürzt, und es wird sich in der Handlung sehr beeilt, um noch alle offenen Punkte (Berufliche Zukunft, Wohnmodell, Familienkonflikte…) zu klären. Ich finde man merkt ein bisschen, dass das Ziel, ein Happy End zu schaffen, stark im Fokus steht, wodurch sich die letzten Kapitel komprimiert anfühlen.


Trotzdem gab es neben dem Happy End, was overall natürlich ein Highlight ist, noch mehr Sachen, die mir gut an dem Roman gefallen. Da das Buch von zwei Autoren geschrieben wurde, war ich mir zuerst nicht sicher, ob sich das nicht in der Erzählweise bemerkbar macht, denn Suchanek und Handel haben das Buch kapitelweise abwechselnd geschrieben. Aber trotzdem wirken die Kapitel harmonisch und fließend, ohne stilistische Brüche oder, dass man beim Lesen stolpert. Die Zusammenarbeit der beiden ist in meinen Augen also ein voller Erfolg und war sicher auch aufgrund des hohen Recherche Aufwands eine gute Entscheidung.


Am Ende bleibt das Buch nicht nur als queere Erzählung im Gedächtnis, sondern hat bei mir auch das Interesse geweckt mehr zu den Hintergründen der Stonewall Riots zu recherchieren. Ich kann mir vorstellen, dass bellestrische Romane wie diese, genau diese Möglichkeit für Leser*innen bieten und ihnen so der Zugang zu historischen Ereignissen erleichtert wird. Ein Konzept, das mich überzeugt, wobei ich mir allerdings einen anderen Verlag statt Piper gewünscht hätte, da mir gerade das Thema Queerness hier ein wenig heuchlerisch untergebracht vorkommt. Trotzdem freue ich mich, dass die beiden Autoren diese Chance bekommen haben.

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