Samstag, 30. April 2022

the story about me being dramatic

Ob du es glaubst oder nicht. Ich sitze gerade in einem kleine Café in Edinburgh und schreibe diese Zeilen. Edinburgh, Schottland. Wie bin ich hier gelandet?


Kennst du dieses Gefühl, dass du einfach mal raus musst? Einfach verschwinden, am besten, ohne jemandem zu davon zu erzählen? Einfach mal ein bisschen abschalten. Das war es was ich brauchte. Ich habe mich von Instagram abgemeldet, meine TikTok und meine Twitter App von meinem Handy gelöscht und bin ins Flugzeug gestiegen. Und jetzt bin ich hier, vermisse meine Freunde, aber könnte gleichzeitig glücklicher nicht sein. Endlich fühle ich richtige Freude und ich bin zwar müde, aber ich fühle mich so wach wie schon lange nicht mehr.

Vor allem über die letzten Wochen hatte ich immer wieder mit Dissoziation zu kämpfen. Ich fühle mich, als wäre ich nicht verbunden mit meinem Körper. Als würde mein Gehirn ein paar Meter über mir schweben und mich zwar dirigieren, wie ein Marionettenspieler, aber

nicht wirklich mit mir zusammen zu gehören. Ein ekliges Gefühl. Ein Gefühl, dass in meiner Erfahrung nach für mich persönlich häufig in einer Panikattacke endet.

Diese kleine Flucht aus meinem Alltag hilft mir mich ein bisschen zu sammeln. Mein Gehirn wieder in meinen Körper zurückzuholen und meine Gedanken, wenigstens ein bisschen, zu strukturieren. Ich bin ein großer Overthinker. Und Perfektionist. Ich habe Angst davor Fehler zu machen, Leute zu enttäuschen oder ihnen auf die Nerven zu gehen. Deshalb sammeln und sammle ich meine Gefühle und meine Gedanken, bis ich voll bin und mein Gehirn die Verbindung verliert. Stell es dir vor wie eine Flasche, die einen Korken hat, aber auf magische Weise immer voller und voller wird. Irgendwann fliegt der Korken aus der Flasche. Die Flasche bin ich (lol), die Flüssigkeit meine Gefühle, Gedanken, und der Korken mein Gehirn. Und ich weiß, ich muss einen Weg finden mich nicht immer weiter aufzufüllen, bis der Korken rausfliegt, aber das ist schwer. Das ist etwas an dem ich die letzten vier Jahre arbeite.

Im Prinzip ist es nichts anderes als die Kontrolle zu verlieren. Und wenn ich die Kontrolle verliere, flüchte ich mich zunächst in mein Handy. Verbringe Stunde um Stunde online, konsumiere Beiträge wie eine Droge und der Infinity Scroll stiehlt mir Zeit und lässt eine Aufmerksamkeitsspanne immer weiter sinken. Und ich bin mir bewusst darüber, ich weiß, dass ich meine Zeit viel besser verschwenden könnte als auf TikTok, aber die Droge will konsumiert werden. Und ich lasse mich in die einfache, aber nur vermeintliche Flucht fallen. Aber damit ist jetzt Schluss. Ich muss damit aufhören. Und vielleicht klingt es dämlich dafür in ein anderes Land zu flüchten, aber im Ernst – wieso nicht? Wieso nicht, wenn
es mir hilft. Wenn ich mich jetzt, dass ich weg bin, mehr verbunden zu mir und zu meinen Freunden fühle als vorher. Meine letzten Monate waren eine emotionale Achterbahnfahrt für mich, die noch lange nicht zu Ende ist. Aber immerhin fühle ich mich jetzt so als hätte ich ein bisschen mehr Plan in welcher Achterbahn ich da gerade eigentlich sitze.

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