Mittwoch, 10. Juni 2020

Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten

Hörbuch / Empfehlung 

Titel: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten 
Autorin: Alice Hasters
Verlag: tacheles!


Wenn man in einer Suchmaschine die Begriffe "Schönheit" oder "schöne Frau" eingibt, kommen unter "Bildern" weiße Frauen. Schwarze Frauen sind schwerer zu finden. Wenn man das Wort "beauty" eingibt, sieht man etwas mehr Diversität. Aber im Grunde ist es auch hier ähnlich. Man sieht hauptsächlich weiße Frauen. Und zwischendrin ist mal ein Bild von Rihanna. 
Wahrscheinlich wäre mir das auf den ersten Blick nicht aufgefallen. Für mich ist es normal. In meinem Alltag bin ich umgeben von weißen Menschen. Schwarze Menschen bilden eine Ausnahme. Als ich in der Oberstufe war hatte ich zwei Schwarze Mitschüler. Und auch in meinem Studiengang, bei dem deutlich mehr Menschen um mich herum sind als damals in der Schule, kenne ich nur drei People of Colour (PoC). Meine Welt ist eine dominierte Welt weißer Menschen. Meine Mutter hat mir von einem Frankreich Urlaub mit ihren Eltern aus ihrer Jugend erzählt. In Frankreich fielen ihr besonders viele Schwarze Menschen auf. Und sie hatte Angst vor ihnen. Aber wieso? Wieso hat ein Kind, das nie negative Erfahrungen mit BPoC gemacht hat Angst vor ihnen? Ganz einfach. Weil es unbewusst stereo-typisiert, das übernimmt, was die älteren weißen Menschen um es herum sagen und was eben "schon immer so war". Noch heute ist meine Mutter BPoC gegenüber skeptischer, als gegenüber weißen Menschen. (Nicht, dass sie sowieso allgemein misstrauisch gegenüber allen Menschen ist.) Nicht, weil sie bewusst rassistisch ist, sondern weil sie mit diesem "selbstverständlichen Rassismus" großgeworden ist. Er steckt tief in ihrem Kopf und es fällt ihr schwer an manchen Stellen über den Tellerrand zu schauen. Das ist aber kein Grund so zu bleiben. Es sollte uns anspornen mehr über den Tellerrand zu schauen und sowieso unsere Vorurteile abzulegen. 
Diesen versteckten Rassismus hat sie in Teilen an mich weitergegeben. Ich erinnere mich daran, dass ich als Kind, mit vielleicht 8 Jahren erklärt habe, ich hätte später gerne ein Kind, das "Cappuccino-Farben" ist. Was habe ich mich nur dabei gemacht? Heute würde ich meinem jüngeren Ich gerne sagen, dass es vielleicht nicht die Hautfarbe von Menschen mit irgendwelchen Getränken vergleichen sollte, oder überhaupt, was ich mir dabei dachte überhaupt so etwas zu sagen... Zum Glück weiß ich es heute besser. Auch, wenn ich diese Aussage als Kompliment meinte, war sie trotzdem rassistisch. Alltagsrassismus fällt weißen Menschen selten auf. Schwarzen Menschen aber schon. Aber auch diese Art von Rassismus und Diskriminierung ist gefährlich. Sie fängt oft schon in unserer Kindheit an und wir merken es überhaupt nicht. Und nur weil etwas alltäglich ist ist es nicht weniger verletzend.
Alice Hasters spricht in ihrem Buch nicht nur das beschreiben von Hautfarben mit Essens- oder Getränkevergleichen an oder das allgegenwärtige Schönheitsideal der weißen Frau. Sie gibt Einblicke in das Aufwachsen und die Entwicklung von Menschen, die permanenten Rassismus erfahren müssen. Sie erzählt in ihrem Buch von persönlichen Erfahrungen, großen Dichtern und Denkern, die ganz schön rassistisch waren und hinterfragt unseren Geschichtsunterricht. Ein Hörbuch, das man sehr gut hören kann, dass aufeinander aufbaut und einen beschäftigt. Definitiv ein Buch, dass vor allem weiße Menschen lesen sollten, auch wenn die Wahrheit vielleicht unbequem ist.

Das Hörbuch findet ihr übrigens ganz leicht auf Spotify.

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